Via Myvatn nach Höfn

Heute sagten wir Snæfellsnes Pensinsula auf Wiedersehen. Nach dem Frühstück packten wir unsere 1000 (7-Sachen sind extrem untertrieben) Sachen zurück ins Auto. Zum Glück sind wir nur zu zweit, so passt auch alles schön in den Duster.

Erster Halt war Stykkishólmur. Wir wollten dort noch einmal in den Supermarkt für die nächsten Tage einkaufen, und Nadine hatte es irgendwie geschafft, ihre Mütze unterwegs zu verlieren. Da es in dem Café-Souvinir-Tourbuchungs-Shop, wo wir letztens Kaffee getrunken hatten, auch Mützen gab, hielten wir auch da. Und es ist verdammt schwer, sich bei einer Auswahl von 5 Mützen für eine zu entscheiden. Passt bei der einen das Muster nicht, ist die nächste zu eng, bei der anderen steht die Bommel zu weit ab. Ein Kreuz ist dies …

Nach dem Einkauf tankten wir noch schnell das Auto voll und ab ging die wilde Fahrt.

Das meiste heute auf unbefestigten Straßen. Ich hatte meinen Spaß dabei. Einmal hielten wir, weil Schafe neben der Straße standen,

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Schaf 1 von x
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Schaf 2 von x

um diese fotografisch festzuhalten, ein anderes Mal gab es noch eine kleine Wanderung zu einem alten Wrack, welches an einer der vielen Schären-Inseln lag. Ach ist die Gegend schön.

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Wrack entlang der 54

Die Straßennummern wurden dreistellig und irgendwann war ein F davor. D. h., dass man die nicht mit einem normalen Leihwagen fahren darf, und ein 4-WD (Allradantrieb) empfohlen, wenn nicht sogar vorgeschrieben ist. Weiterhin sollte man vor dem Befahren dieser Straße den Wetterbericht konsolidieren, da es auch einmal vorkommen kann, dass die Straßen überschwemmt sind. Warum? Weil wir heute zig Flüsse queren mussten. Nadine hatte etwas Angst, ich dagegen meinen Spaß, da dies zum ständigen „auf-der-Straße-gerade-aus-fahren“ eine willkommene Abwechslung ist.

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Namenloser Waserfall am der F586

Leider ist auch dies einmal zu Ende, und so waren wir wieder zurück auf der „1“. Die Straße, die uns letztendlich einmal um Island bringen wird. An einer N1 Raststätte, mit angeschlossenen Supermarkt und Tankstelle hielten wir auf einen Kaffee. War auch höchste Zeit dafür. Nach Hyammstangi gab es noch einen Abstecher, da Nadine auf der Straße ein Schild mit „Robben Hauptstadt Islands“ gesehen hatte. Dort angekommen, gab es nur einen öligen Frittösen-Geruch. Gibt die Seerobben wohl nur frittiert zu sehen 😉

Das heutige Tagesziel Blönduós war dann wenig später auch erreicht. Im Hotel noch schnell den Schlüssel für unser Appartement geholt und in unmittelbarer Nähe zum Hotel unser Zimmer bezogen.

Frühstück gab es heute keines vom Gastgeber. Da wir sowas von vorbereitet waren, war das natürlich kein Problem. Wir gönnten uns das selbst Gekaufte. Dazu einen Instantkaffee, welcher zur Verfügung gestellt wurde. Nachdem unser kleines Reisegepäck wieder im Auto und der Schlüssel abgegeben war, ging es ohne große Umwege nach Akureyri. Unerwartet, da ich davon im Vorfeld nirgends gelesen hatte, gab es einen Halt an der Kirche Viðimýrkirkja. Einer Torfkirche aus dem 12. Jahrhundert. Die heutige steht seit 1834. Als eine von nur noch sechs Kirchen dieser Art, ist sie seit 1936 Teil des Nationalmuseums. Schick anzusehen sind auch die beiden Glocken in der Pforte vor der Kirche.

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Viðimýrkirkja

Bei Öxnadalur, einem bedeutenden „Landmark“ sieht man, dass auch Isländer gegen Stromtrassen sind, und die Energie lieber unterirdisch transportieren. Wenn man bedenkt, dass Island weltweit der größte ökologische Energieproduzent (das meiste aus Wasserenergie und doppelt sie viel Energie wie die Nummer zwei Norwegen), ist das schon eine Menge, was hier durchgehen muss.

Bei Gasir, kurz vor Akureyri, sahen wir leider nicht die Ausgrabungsstätte, die immerhin auf 1136 zurückdatiert werden kann.

Dafür gab es bei Goðafoss sehr viel zu sehen. In erster Linie einen gigantischen Wasserfall. Der „Wasserfall der Götter“ wird aus einem 180 km langen Gletscherfluss gespeist. Über diesen führen heute zwei Brücken. Die erste wurde 1882 erbaut. Eine weitere 1930. Die heutige Autobrücke existiert seit 1972.

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Goðafoss

In der Myvaten-Gegend bleiben wir drei Nächte. Der erste Tag heute ohne langes herumfahren. Wir fuhren lediglich ein paar Trails an, die es hier in unzähligen Ausprägungen gibt. Der schwefelhaltige Geruch des Wasser, welches hier aus unzähligen Löchern aus dem Boden steigt, ist schon wirklich streng. in Blönduos hatten wir damit sogar Duschen müssen. Ungewohnt, ehrlich!

Kraflar, einem aktiven Vulkansystem, mit dem 818m hohen, gleichnamigen Zentralvulkan, gab es zwei hübsche Trails, die mit maximal einer Stunde schnell abgelaufen waren.

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Drehkreuz, auch in Island muss Ordnung sein

Bei leichtem Nieselregen und dunklen Wolken am Himmel, bilden die schwefelfarbigen Austrittslöcher am Boden ein faszinierendes Farbenspiel.

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Schwefelablagerungen am Boden

Auf dem Weg dorthin passierten wir das Krafla-Geothermalkraftwerk, welches seit 1999 mit 60 MW in Betrieb ist. Da der Nieselregen seine Spuren in Form von Matsch an den Schuhen hinterließ, kam es nicht ungelegen, dass an der einzigen Straße hierher am Straßenrand eine Dusche stand,  wo man gleich seine Schuhe etwas putzen konnte. Ich hab nicht wirklich lange gegoogelt, aber Hinweise gefunden, dass Park-Ranger diese aus Langeweile aufgebaut hatten.

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Dusche

Ich versuche mich aber noch schlauer zu machen. Auf dem Rückweg nach Reykjahlíð, dem Hauptort der Region, stoppten wir nach bei Hverir, östlich des Berges Námafjall. Es ist eine der Hoch-Temperatur-Ebenen Islands, wo Wasser mit knapp 200°C aus dem Boden schießt. Weniger lustig zu sehen ist es, wenn – trotz aller Hinweise – dumme Touristen trotzdem ihre Finger in den Dampf halten, oder entgegen der Hinweise, aus Sicherheitsgründen nicht vom abgesteckten Pfad abzuweichen, da man einbrechen oder sich verbrennen kann, trotzdem neben den Trails stehen, um DAS Selfie zu bekommen. Man sollte doch echt froh sein, sich so frei hier in Island bewegen zu können, dass man noch ohne Eintrittspreise und Ranger sich in der Natur bewegen kann.

Wir hatten uns am Vorabend entschieden, den Trail zu laufen. Leider konnten wir auf der Karte nicht sehen, dass der Berg doch etwas höher ist. Es half nicht, also hoch. Stellenweise erinnerte es eher an Bergsteigen, als an Wandern, so steil war der Aufstieg, aber oben angekommen, genoss man eine herrliche Aussicht. Wenn der Wind nicht gewesen wäre, der einen fast vom Gipfel hinuntergeblasen hätte.

In Reykjahlíð gönnten wir uns noch ein Brot für die nächsten Tage und ließen uns einen Kaffee vorm letzten Trail in der Area Dimmuborgir tranken. Die Überreste eines Lava-Feldes und eines kollabierten Lavasees bietet hier einige unterschiedliche Lange Wege durch geniale Lava-Formationen. Stellenweise über Steine kletternd, aber auch oftmals sehr gut ausgebaute Wege führen entlang von ulkigen oder skurrilen Gebilden.

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Dimmuborgir

Am Vormittag hatten wir unsere Wäsche am Campingplatz abgegeben. Für knapp 32 Euro einmal waschen lassen. Diese holten wir am Abend noch ab, und gönnten uns eine große Pizza von nebenan.

44 Meter hoch, 100 Meter breit. Dazu 193 ccm Wasser, die pro Sekunde hier über die Kante schießen. Das sind die nackten Zahlen von Dettifoss. Einem der beeindruckendsten Wasserfälle auf Island. Steht man davor, kommt man aus dem Staunen auch fast nicht mehr heraus. Das Getöse ist schon vom Parkplatz aus zu hören. Die Gischt, die entsteht, lässt einen nach wenigen Minuten von oben bis unten tropfen. An Fotografieren auf der Westseite war heute nicht zu denken. Da hätte man die Kamera auch direkt unter der Dusche auspacken können. Ein Objektiv mit Scheibenwischer wäre hier notwendig gewesen.

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Dettifoss

Aber ehe man sich diesen Wasserfall hingab, gab es noch den kleinen Bruder Selfoss zu bestaunen. Nicht weniger schön, steht er aber weit im Schatten seines großen Bruders, der nur 800 Meter weiter liegt. Selfoss ließ sich heute auch schöner Fotografieren 🙂

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Selfoss

Direkt nach Dettifoss beginnt der Nationalpark Jökulsárgljúfur, welcher 2008 als Zusammenschluss zweier Nationalparks geformet wurde. Wir wanderten hier ein wenig zu Kaltar und Urridafossar.

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Nationalpark Jökulsárgljúfur

Der Regen lies nicht wirklich nach, und wir entschlossen uns auf eine kurze Vesper im Auto. Da war es wenigstens trocken. „Karl og Kerling“ sahen wir uns auch noch an. Ich gehe davon aus, dass die zwei Vulkansäulen im Fluss diese darstellen sollten.

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Karl og Kerling

Asbyrgi auf der Nordseite war unser letztes Ziel im Nationalpark für heute. „Asbyrgi Cliffs“ nennt sich das Tal, welches von knapp 50 Meter hohem Steilwänden umgeben ist. Zu sehen gab es um diese Jahreszeit nicht mehr viel. Außer eine asiatische Reisegruppe, die Gämslein spielte und in den Steilwänden herumkletterte. Der kleine See, der durch den einzigen Zulauf im Tal liegt, beherbergt eine Reihe von Vogelarten, wo bis auf ein paar Enten kaum mehr welche anwesend waren. Hier gab es auch ein kleines Birkenwäldchen. Was bedeutet, es gibt auch Bäume auf Island.

Auf dem Heimweg nahmen wir noch eine Anhalterin ein Stück weit mit. Jedenfalls soweit wir den selben Weg hatten. Unser nächster und letzter Stopp für heute war die Ostseite von Dettifoss. Direkt an der Klippe stehend kann man auch wesentlich schöner fotografieren und den Wasserfall vor sich wirken lassen.

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Dettifoss

Abends gab es noch große Polarlichtfelder über Myvatn. Ein Traum!

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Aurelis Borealis über Myvatn

Eine Überbrückungsetappe würde man den heutigen Tag bei der Tour de France bezeichnen. Wir brachen von Myvatn auf um am Ende des Tages ziemlich am östlichen Ende anzukommen. Dazwischen lagen knapp 200 km relatives nichts. Bis Egilsstadir traf das sogar ziemlich genau zu. Zwar sind die Berge, die am Horizont sich auftürmen, und die Leere der Fläche davor schön anzuschauen, aber wenn sich auf 170 km dieses Bild nicht ändert, kann es schon extrem langweilig werden. Ab und zu gab es eine Abfahrt, ein Rastplatz, welcher ironischerweise mit einem Hinweisschild am Straßenrand angekündigt wird, wo ein Tisch neben einem Baum steht. Das war es auch schon. Erst kurz vor Egilsstadir, wo wieder etwas Zivilisation herrscht, gab es wieder vereinzeln Häuser am Straßenrand zu sehen. Da ist der Weg zum Einkaufen dann doch nicht mehr so weit. Erster Stopp war die örtliche Tankstelle, wo der Liter Diesel auch gleich einmal 30 Kronen günstiger als an den anderen vier Tankstellen war. Verrückt Welt. An der großen N1 gab es dann einen Kaffee und ein Eis, welches wir uns vor dem „Restaurant“ von N1 auf den Bänken in der Sonne schmecken ließen. Ja, es schien die Sonne, auch wenn die Temperatur wohl kaum 10 Grad erreichte.

Da wir gut in der Zeit lagen, machten wir einen Abstecher in Richtung Seyðisfjörður. Ein kleiner Ort, welcher am Ende einer 25 km langen Sackgasse lag. Auf der Strecke lagen noch 2 Wasserfälle, wobei wir lediglich Fardagafoss und Gulufoss (laut Tafel an der Straße Gufufoss) einen Besuch abstatteten.

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Fluss des Fardagafoss
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Fardagafoss

Fardagafoss war auch der absolute Wahnsinn, da man problemlos und trocken hinter dem Wasserfall hindurchlaufen konnte, um so noch einen Blick von der anderen Seite darauf werfen konnte. Das machte auch wirklich Spaß. Gulufoss, ich nehme die Schreibweise aus der Straßenkarte, die mir zur Verfügung steht, war schön anzuschauen, aber für Bilder auch eine echte Herausforderung, durfte der geneigte Fotograf sich durch mehr als knöchelhohes Wasser von Stein zu Stein hangeln. Zum Glück kam ich auch wieder trockenen Fußes zurück zum Auto. Da andere Touristen dies nicht auf sich nahmen, war allzu verständlich, sobald man einen Blick auf das Schuhwerk warf. Mit hochhackigen Schuhen ist nichts mit „von Stein zu Stein hüpfen“. Da hüpft man eher ins Krankenhaus. Anstatt den kurzen Weg durch den Tunnel nach Faskrudsfjördur zu nehmen, gab es den idyllischen Abstecher um den Fjord herum.

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Gulufoss

Nach einem wunderbaren Frühstück ging es auch los. Höfen, im Südosten war das heutige Ziel. Auf der Karte und im Reiseführer gab es auf dem Weg dorthin nicht viel. Einzig Stokksnes und das Vestrahorn war so richtig auf einer Art ToDo-Liste.

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Urðarteigur, 1069m

Erster großer Halt war dann die Hafenstadt Djupivogur. Dort wollten wir erst einmal einen Kaffee trinken. Aber ein Café hatte, wohl wegen Reichtums, schon geschlossen. In einem nahegelegenen „Restaurant“ bekamen wir dann doch noch unsere Tasse Filterkaffee für 300 Kr. Der Ort ist mit 370 Einwohnern überschaubar, und hat neben ein paar schicken alten Häusern nur noch Eier aus Stein, welche die hier heimischen 34 Vogelarten repräsentieren, was unseren Aufenthalt rechtfertigte.

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Eggin í Gleðivik

Auf dem weiteren Weg konnten wir immer wieder einmal am Straßenrand halten, die Natur und Umgebung auf uns wirken lassen, und um ein paar Fotos zu machen. Eine kleine Ausgrabungsstätte gab es dann auch noch am Wegesrand. „Naustin i Papatirdi“. Eine ehemalige Fischer Station, wo die Fischerboote gelagert wurden.

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rostiger Stahl am Strand

Außer ein paar Steinmauern, und angedeutete Wege am Boden, zeugt nicht mehr viel an diese Zeit. Kurz vor Höfen hielten wir an einem Parkplatz, wovon aus man auf den nahegelegenen Strand laufen kann. Mit einem Autofahrer aus Landshut, was durch das Kennzeichen am Auto verraten wurde, kamen wir ins Gespräch. Eine Mittelformat-Leica um den Hals hängen, da kommt man ins Gespräch. Es stellte sich heraus, dass der Profi für div. Medien unterwegs war, auf der Welt seine Ausstellungen hatte und jetzt im Auftrag für div. Kunden auf Island ist. Während er kurze Zeit später weiter zog, hielten wir uns noch ein wenig auf dem Strand, welcher aus kleinen flachen schwarzen Steinen besteht, auf und schlenderten etwas herum.

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unbekannter Berg

Ein Tunnel und wir bogen in Richtung Stokksnes aus. Das Viking Café am Ende der Straße bedeutet, ab hier geht es nur noch gegen Bezahlung von 800 Kr. weiter. Da die Wolkendecke nun endgültig dichter wurde und es nicht wirklich mehr schön war, um eine der schönsten Ecken Islands zu fotografieren, zahlten wir die 800 Kr pro Person nicht, und drehten wieder um. Vielleicht morgen, ehe es in Richtung Westen weiter geht. Liegt ja praktisch ums Eck.

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Stokksnes, Zufahrt zum Viking Cafe

In Höfen kauften wir kurz bei Netto ein, und spazierten den „Nature Trail“ entlang. Hier gibt es das Sonnensystem in 2,1 Mrd.-facher Verkleinerung. Ist die Sonne noch größer als zwei Medizinbälle, so ist die Erde wenige Meter weiter nur noch 0,6 cm. Bis zum Uranus waren es dann 1,2 km zu laufen. Leider gab es dann doch viele Planeten, die wohl mutwillig abgebrochen waren. Warum man sowas nicht einfach stehen lassen kann?

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